Autoren: Anja Rasor, Julian Zerbin, Universtität Paderborn, Heinz Nixdorf Institut
Die Automobilindustrie steht vor tiefgreifenden Veränderungen: Der Klimawandel, strenge gesetzliche Vorgaben und der Wettbewerb um knappe Ressourcen zwingen Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zum Umdenken. Gleichzeitig wächst der Druck durch Verbraucher, die zunehmend Wert auf nachhaltige Mobilitätslösungen legen. Für Unternehmen, die noch auf lineare Geschäftsmodelle setzen, wird der Handlungsbedarf immer dringlicher. Ob Zulieferer, Hersteller oder Dienstleister – die Frage, wie ressourceneffiziente und kreislauffähige Lösungen entwickelt werden können, steht im Zentrum der aktuellen Transformation. Ein systematischer Ansatz ist gefragt, um die eigenen Prozesse, Produkte und Strategien auf die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft auszurichten.
Die Kreislaufwirtschaft ist ein nachhaltiges Wirtschaftssystem, das darauf abzielt, Ressourcen zu schonen, Abfall zu reduzieren und Produkte sowie Materialien möglichst lange im Wirtschaftskreislauf zu halten. Dabei ist die Kreislaufwirtschaft kein neuer Ansatz und wird bereits seit Jahren von der Industrie praktiziert. Durch die Digitalisierung und innovative Fertigungsverfahren konnten Geschäftsmodelle etabliert werden, die die Wiederverwendung von Ressourcen fördern und so die Lebensdauer von Produkten verlängern.
Ein herausragendes Beispiel aus der Automobilbranche ist das deutsche Unternehmen Reifen Müller, das sich auf die Runderneuerung von Lkw-Reifen spezialisiert hat. Reifen Müller betreibt eines der modernsten Runderneuerungswerke Europas und bietet sowohl die Heiß- als auch die Kalterneuerung von Reifen an. Dabei werden hochwertige Karkassen, also die Grundstruktur eines Reifens, inspiziert, aufbereitet und mit neuen Laufflächen versehen. Dieses Verfahren verlängert die Lebensdauer von Reifen erheblich und reduziert Rohstoff- sowie Energieeinsätze drastisch. So spart die Runderneuerung eines Lkw-Reifens rund zwei Drittel der Rohstoffe und etwa 135 Kilogramm CO₂-Emissionen im Vergleich zur Herstellung eines neuen Reifens. Dieses Modell bietet erhebliche Vorteile für das Unternehmen und seine Kunden: Hochwertige Materialien bleiben länger im Kreislauf, und die Abhängigkeit von neuen Rohstoffen wird reduziert. Zudem profitieren Kunden von wirtschaftlichen Einsparungen, da runderneuerte Reifen oft deutlich kostengünstiger als Neureifen sind. Reifen Müller zeigt eindrucksvoll, wie sich wirtschaftlicher Erfolg mit ökologischer Verantwortung verbinden lässt.
Doch wissen Unternehmen oft nicht, an welchem Punkt die Transformation starten soll. Ein solcher Umstieg auf ein zirkuläres Geschäftsmodell ist anspruchsvoll und erfordert oft spezifisches Fachwissen. Es benötigt einen richtigen strategischen Ansatz in die Kreislaufwirtschaft.
Der Circularity Readiness Check bietet hierfür einen idealen Ausgangspunkt, um eine produktspezifische Stoßrichtung für das zukünftige zirkuläre Geschäft zu identifizieren. Zunächst wird ein Produkt ausgewählt, welches kreislauffähiger werden soll. Mithilfe des Circularity Readiness Checks wird das Produkt anhand von 20 Kriterien in den Bereichen Produktdesign, Geschäftsmodell und Wertschöpfung hinsichtlich seiner aktuellen Zirkularität untersucht. Ein Ausschnitt aus dem Circularity Readiness Check ist im Bild dargestellt.
Jedes Kriterium enthält spezifische Ausprägungen. Im Rahmen der Analyse wird sowohl der aktuelle Status-quo als auch ein Zielbild für das Produkt ermittelt. Basierend auf der synergetischen Übereinstimmung von Status-quo und Zielbild wird eine passende zirkuläre Stoßrichtung ausgewählt. Dabei fließen drei wichtige Faktoren in die Entscheidung ein: zirkuläre Eignung, ökologische Auswirkungen auf das zukünftige Geschäft und strategische Relevanz. Die Bewertung der ökologischen Auswirkung stützt sich besonders auf den ökologischen Nutzen und die potenzielle Emissionsreduktion
Einstieg in die Kreislaufwirtschaft: Integrative Planung von Produkten und Geschäftsmodellen
Online-Seminarreihe Zirkuläre Geschäftsmodelle in der Automobilbranche
Eine Transformation hin zur Kreislaufwirtschaft ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Sie wollen Ihre Zukunft wirtschaftlich sowie ökologisch nachhaltig gestalten und die Chancen von zirkulären Geschäftsmodellen und Produkten nutzen? Der von TuWAs-Partner Heinz-Nixdorf Institut entwickelte Circularity Readiness Check bietet Ihnen den idealen Einstieg.
Erfahren Sie in unserer Online-Seminarreihe Zirkuläre Geschäftsmodelle für die Automobilbranche, wie Sie den Circularity Readiness Check anwenden und zirkuläre Geschäftsmodelle erfolgreich im Unternehmen etablieren.
Legen Sie den Grundstein für Ihre Nachhaltigkeit und melden Sie sich an: Online-Seminarreihe: Zirkuläre Geschäftsmodelle für die Automobilbranche.